Die Siedlergemeinschaft Drewer Mark wurde im Jahre 1932 gegründet um in Eigenhilfe Siedlerstellen zu errichten. Die Hauptziele heute sind die Interessen aller Siedler nach Außen zu vertreten, gute nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen und in geselligen Veranstaltungen persönliche Kontakte zwischen den Siedlern herzustellen. Die Siedlergemeinschaft ist Mitglied im Verband Wohneigentum Nordrhein-Westfalen e.V. Was ist seit der Gründung passiert? Was hat sich in der Blumensiedlung verändert? Diese Fragen versuchen wir hier, gerne mit Ihrer Unterstützung, zu beantworten. Sie können interessante Informationen, Anekdoten, Fakten aus einzelnen Jahren beitragen? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@blumensiedlung.de
2004 – 2014
1993 – 2003
Ein Bild des Vorstands aus dem Jahre 1999. Wie die Zeit vergeht…
1982 – 1992
Im Jahre 1982 feierte die Siedlergemeinschaft Drewer-Mark ihr 50-jähriges Bestehen.
Ein Siedler hat in seinem Archiv gegraben und uns folgende Bilder zur Verfügung gestellt. Zum vergrößern einfach auf das jeweilige Bild klicken.
1971 – 1981
Geschichte der Blumensiedlung von 1944 bis 2020
Erinnerungen von Ilse Seck, Rosenstraße 20
Frau Bude, geb. Zabel, Dahlienstraße 5, hat die Entstehung der Blumensiedlung in ihrem Beitrag schon sehr gut beschrieben.
Ich bin Ilse Seck, geb. Krupka, und wie Frau Bude Nachkomme eines der 54 Gründungsmitglieder, von denen es heute noch sehr viele in unserer Siedlung gibt. Schon damals, als die Zechen gegründet wurden, und die Menschen aus allen Himmelsrichtungen kamen und hier in ihre Siedlungshäuser eingezogen waren, gab es nach und nach viele Verheiratungen untereinander, so dass man viele Verwandtschaften heute noch nachverfolgen kann.
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Hier lebt dieses bunte Völkergemisch; das aufgeschlossene Menschen hervorgebracht hat, diese typischen Ruhrgebietsmenschen. Heute besteht unser Siedlerverein immer noch, jetzt schon über 80 Jahre lang. Die vielen Vorstandsmitglieder, die so viel für die Erhaltung der Kommunikation untereinander beitragen, haben ein dickes Lob verdient. Heute, wo sich mancher gern hinter seiner Tür verkriecht, besteht so etwas noch, wie gelebte Nachbarschaft und auch Hilfe untereinander. Die Organisation der vielen Begegnungen im Laufe eines Jahres ist mit einer Menge Arbeit verbunden und kostet viel Kraft und verdient unser Lob. So etwas ist nicht selbstverständlich, und es wird sogar mit sehr viel Herzlichkeit vorbereitet und ausgeführt. Die Gründung der Siedlergemeinschaft war schon 3 bis 4 Jahre vor der Stadtgründung Marls, diese war erst 1936. Mitglieder hatten die Möglichkeit, schneller an Bauland zu kommen und bei der plötzlichen Bevölkerungsdichte an Wohneigentum, wie schon beschrieben. Gegenseitige Hilfe war aus Kostengründen erforderlich. Die Freude über Arbeit bei den Zechen oder bei dem Buna Werk nach Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskriese, spornte die Familienväter an.
Aber die Häuser waren gerade fertig, die Freude bei der Verlosung war riesengroß, doch kurz darauf mussten die Männer und ihre Söhne in den Krieg. Erst waren sie euphorisch: „Heute gehört uns Deutschland, morgen die ganze Welt“. Aber sie merkten nach vielen Schlachten bitter, dass sie an der Weite Russlands scheiterten. Bis dahin hatten sie oft gegen ihren Willen viel Unheil angerichtet, aber sie mussten den Befehlen gehorchen. Viele von ihnen kamen nicht mehr zurück oder hatten eine Kriegsbeschädigung an ihrem Körper, wie mein Vater, seinen Bruder musste er tot im Schützengraben zurücklassen. Dann waren sich die Weltmächte einig, gemeinsam Deutschland niederzuschlagen. Vor 1944 hagelte es schon Bomben über Deutschland bis zur Kapitulation 1945. Ich wurde im Bunker auf dem Brasserter Marktplatz geboren, am 22.11.44, mitten im Bombenhagel. Fast ganz Deutschland und auch die schöne, neue Blumensiedlung wurde im Bereich Astern- und Ecke Rosenstraße dem Erdboden gleich gemacht. Auch mein Großvater lag tot unter den Trümmern seines schönen Hauses. Nach meiner Erinnerung wohnten dann 12 oder 14 Familien in 6 oder 7 Holzbaracken, die für die Obdachlosen schnell errichtet worden waren. Nach dem Krieg begann der Aufbau Deutschlands, zunächst unterstützt und bewacht von den Alliierten Kontrollmächten. Der Marschallplan half in der Hungersnot. Aber unser zerbombtes Haus haben meine Eltern mit eigener Kraft wiederaufgebaut. Wir wohnten während des Wiederaufbaues bei den Eltern meiner Mutter in Brassert. Einmal bin ich meiner Oma weggelaufen. Ich war noch keine 5 Jahre alt. Ich lief allein die Sickingmühler Straße entlang bis zur Rosenstraße. Da sah ich meine Eltern, wie sie den Putz von den Trümmersteinen abklopften, um die Steine für den Neubau benutzen zu können. Dieses Bild hat sich bei mir eingeprägt. Groß war aber die Freude, als wir wieder in das neu erbaute Haus einziehen konnten. Die Hälfte der Baracke bewohnte die Oma Krupka mit ihrer jüngsten Tochter, die andere Hälfte war von Schmudes bewohnt. Unsere ganze Familie wohnte in dem Neubau mit der anderen Oma. Meine erste Erinnerung ist die Geburt von Albert Pahlke, bei uns gegenüber, wie seine Mutter ihn dann stillte, und mit dem Vater gemeinsam saßen sie ganz nah am Kohleofen in der Küche. Nachbarskinder gab es viele. Wir kletterten gemeinsam in den Obstbäumen herum. Und wenn wir mal Völkerball spielen wollten, waren immer genügend Kinder da für 2 Mannschaften. Die Straßen waren sandig und man konnte mit einem Stock einen Hinkelkasten ziehen, oder eine tiefe Rille formen, um ein Pinnchen darüber zu legen, welches man mit einem Stock weit weg schlagen konnte. Bei den nahegelegenen Bauern, Sonntag und Breuker waren wir oft unangemeldete Gäste, manchmal holten wir dort Milch. In den Wiesen waren kleine Bäche, in denen man Stieglitze fangen konnte. Dort wo jetzt die Veilchenstraße ist, und der obere Teil der Asternstraße, waren bis zum Werk kleine Wäldchen und bunte Blumenwiesen. Da gab es auch mal kleine Felder, die man zusätzlich zu seinem Garten pachten konnte. Wir brachten immer viele Kinder mit nach Hause, und meine Mutter und unsere Oma machten oft Butterbrote für alle Kinder. Noch ein Bild hat sich bei mir eingeprägt, und zwar die blühenden Kirschbäume. Entlang der Siedlungsstraßen hatte jedes Haus im Vorgarten zwei Kirschbäume stehen. Ich habe mich immer auf den Frühling gefreut. Da wir an der Ecke wohnen, konnte ich immer in zwei Richtungen die Straßen entlang gucken. Ich weiß, dass ich am Tag manchmal absichtlich nach draußen gegangen bin, um die weiße Blütenpracht in mich aufzusaugen. An der Rosenstraße blühten sie auf 2 Seiten, an der Asternstraße auf einer Seite. Auf den Straßen fuhren Pferdefahrzeuge. An den Wagen wurden Kartoffeln, Milch, Brot usw. verkauft. Der Schrotthändler fuhr, sein Liedchen ohne CD, also echt auf einer Flöte pfeifend, durch die Straßen. Ganz selten sah man mal ein Auto oder ein Moped. Die Jungs haben es dann bewundert. Bei der Korn- und Strohernte halfen wir mit, ebenso bei der Kartoffelernte. Manchmal mussten wir auch Kartoffelkäfer absuchen, dafür gab es sogar mal schulfrei. Rechts und links an der Sickingmühler Straße vom „Op den Dümmer“, bis dahin, wo jetzt Hallbauer ist, waren die großen Felder der Bauern. Der eigene Garten wurde genutzt, um die Familie zu ernähren. Das Thema Grundwasserpumpe erledigte sich 1952, als es endlich Wasserleitungen gab. Aber die Kanalisation gab es erst 1960. Bis dahin gab es teilweise noch Plumpsklos, in unserer Baracke war noch eins, aber im Neubau hatten wir schon Wasserspülung, aber dafür gab es noch bis 1960 den Sickerschacht. 1950 wurden 25 Siedlungshäuser an der Veilchenstraße genehmigt. Es waren zu der Zeit Erbpachtgrundstücke, die nach 1970 an die Hauseigentümer verkauft wurden. Auch wurden zunächst 5 Doppelhäuser an der Begonienstraße errichtet für Kriegsbeschädigte. Tulpen und Lilienstraße wurden auch bebaut. Zwischen Veilchen und Begonienstraße gab es Bergschäden (Fließsand), dort, wo heute die Schrebergärten sind. Ein paar Häuser, die bereits fertig waren, mussten sogar abgerissen werden. Es kamen oft Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten in unsere Stadt. Da in Marl kein Wohnraum für sie vorhanden war, mussten wir z.B. eine 6-köpfige Familie in unserem neuen Haus aufnehmen. Wir haben in der Zeit oft zu dritt in einem Bett geschlafen. Zur Grundschule gingen wir Kinder nach Brassert. In Höhe der jetzigen Zechenstrasse fuhr die Zechenbahn, die ihre Waggons voll mit Kohle beladen hatte. Dort standen wir Kinder oft lange vor den Schranken und haben besonders im Winter fürchterlich gefroren. Dann ging es zu Fuß weiter. Mitte bis Ende der 50. Jahre blühte unsere Stadt auf. Die Zechen und das Werk, inzwischen CWH, brachten hohe Gewerbesteuern, die dem Aufbau zunutze kamen. Theater, Insel, Konsumgenossenschaften, das Marienhospital, das 1. Hügelhaus, der Flugplatz, das Hallenbad, Freibäder, auch das CWH Bad, Rathaus usw. Auch die Blumensiedlung bekommt eine feste Straßendecke. Hochspannungsleitungen waren schon vorher da, sie waren an dicken Holzmasten befestigt, die eine Verbindung zu den Häusern brachten. Auch bekamen wir Geschäfte. Ein Milchgeschäft, ein Lebensmittel- und Bäckerladen, einen Metzger, ein Textilgeschäft und einen zweiten Friseur, vorher gab es schon Friseur Michalek, auf der Sickingmühler Straße. Diese Läden reihten sich, an der Fliederstraße zur Veilchenstraße hin, aneinander. Die Gastwirtschaft Lechtenböhmer wurde eröffnet. Auf der Asternstraße hatte Erna Riering ihren Gemüseladen, Familie Peveling hatte ihren Laden am Op den Dümmer, dort gab es viele landwirtschaftliche Produkte, wir hatten einen kleinen Kiosk ähnlichen Laden mit Bier, Wasser, Zigaretten Süßigkeiten und Eis. Wir waren oft selbst unsere besten Kunden. 1954, bei der Fußball WM hatten wir schon einen Fernseher. Viele Nachbarn waren unsere Gäste. In den 60er Jahren gab es wie vor dem Krieg wieder Schützenfeste für Kinder, die heute noch alle 2 Jahre wunderbar von den Vorstandsmitgliedern und Helfern organisiert werden, und Freude für Jung und Alt bereiten. An der Rappaportstraße, Ecke Begonienstraße hielt auch eine Straßenbahn. Damit kamen viele Arbeiter zum Werk. Sie fuhr bis Recklinghausen. Ich bin damit auch nach Hüls zur Realschule gefahren. Später bekam ich ein Fahrrad. Wenn ich dann mittags von der Schule nach Hause fuhr, kamen mir schon am Lipper Weg schreckliche, angsterregende Gerüche vom Werk entgegen, als wenn es giftige Gase gewesen wären. Zu der Zeit war man auch mit dem Ablassen von Flüssigkeiten in unsere Lippe noch sehr verantwortungslos. Zum Glück wurde man bald etwas umweltbewußter. Heute merken wir nichts mehr davon. Wie viele Blumensiedler bekam auch ich einen Ausbildungsplatz im Büro beim Chemischen Werk. Es passt in diese Zeit, und deshalb muss ich es erwähnen. Damals durften Frauen noch keine kaufmännische Ausbildung machen wie die Jungen, nur Bürogehilfin. Nur meinem Vater zuliebe bin ich dort hin gegangen. Ich hatte noch die Aufnahmeprüfung bei der Sparkasse bestanden. Mein Test war am Werk so gut, dass man mich unbedingt haben wollte. Ich habe ein bisschen wegen der Ungerechtigkeit protestiert und nach mir durften auch Mädchen gleichgestellt sein. Ich habe dann am Abend nach der Arbeit und samstags in Essen eine qualifizierte Ausbildung als Sekretärin gemacht und habe bei der CWH sehr gutes Geld verdient, bis ich meine erste Tochter bekam. Dann habe ich 1967 geheiratet, gekündigt und die Blumensiedlung verlassen, und bin erst nach 30 Jahren, als meine Mutter pflegebedürftig wurde, wieder in die Blumensiedlung zurückgekehrt und habe für meine Familie gebaut und umgebaut und wohne im Februar 2017 schon wieder 20 Jahre in dieser schönen Siedlung und bin hier glücklich mit all meinen Lieben, die mich umgeben. Wenn ich auch von 1967 bis 1997 nicht in der Blumensiedlung gewohnt habe, war ich ihr immer herzlich verbunden. Obwohl ich Kinder habe und berufstätig war, habe ich meine Eltern häufig besucht und am Geschehen in der Blumensiedlung teilgenommen. Die Siedler bauten ihre Häuser um und an, schafften sich nach und nach Autos an, deshalb wurden auch Garagen gebaut, denn die Straßen in der Siedlung sind schmal und haben keine Bürgersteige. Es ist schwierig zu parken. Es gibt einen Gemeinschaftsparkplatz an der Ecke Nelkenstraße und Op den Dümmer, dort stand früher einer von den beiden Schutzbunkern der Siedlung, die aber inzwischen abgerissen worden waren. Direkt nebenan auf der Nelkenstraße 1, hatte Schuster Neumann seinen Betrieb, fast bis zu seinem Tod reparierte er die Schuhe für fast alle Siedler. Die Siedler fuhren auch gerne mit ihren Fahrrädern zum Markt nach Brassert. In den 60er, 70er und 80er Jahren wurden noch überwiegend Fahrräder zur Fortbewegung benutzt. Es gab noch keine Baumärkte und so war jeder Siedler froh, dass es auf der Veilchenstraße den Herrn Sperling gab, der Baumaterialien verkaufte. Bald hatte jeder, wie überall in Deutschland, einen Telefonanschluss am Haus. Vorher wurden mal wieder Gräben gezogen für die unterirdischen Leitungen. Das Telefon hatte eine Wählscheibe und eine Schnur für den abnehmbaren Hörer und eine andere Schnur führte vom Gerät zur Telefonsteckdose. Für die Fernseher, die nach und nach gekauft wurden, waren für deren Empfang Antennen auf den Dächern angebracht. Rund um die Siedlung herum verschwanden so nach und nach die Felder, die vorher landwirtschaftlich genutzt wurden. Die Straßenbahn wurde abgeschafft, denn man begann den Ausbau der Rappaportstraße östlich der Siedlung. Südlich, an der Sickingmühler Straße entstand der Hauptfriedhof. In nördlicher Richtung, zwischen Siedlung und dem Chemiewerk, begann man mit dem Ausbau der A 52, die später nach heftigen Protesten der Siedler durch eine Lärmschutzwand von der Siedlung getrennt wurde. In westlicher Richtung wurde die Siedlung noch durch die Gladiolenstraße erweitert, dahinter sind bis heute noch Felder und Richtung Friedhof ist es auch bewaldet und grün. So ist die Siedlung ein kleiner Stadtteil für sich und ist deshalb bis heute ein gefragtes ruhiges Kleinod in dieser Stadt, aber man ist trotzdem schnell auf der Autobahn Alle Siedler hatten und haben immer das Vergnügen, ein Schwimmbad in der Nähe zu haben. Es befindet sich in nördlicher Richtung, vor dem Chemiewerk gelegen. Wie schon erwähnt, war dieses schöne „Bunabad“ Anfang 1960 eröffnet worden, welches zu der Zeit nur Werksangehörige und ihre Kinder nutzen durften. Deshalb wurde direkt daneben noch ein städtisches Bad, das Nordbad gebaut. An der Fliederstraße, in der Nähe des Friedhofes, wurde von der evangelischen Kirche ein Gemeindehaus gebaut. Hier fanden Gottesdienste und Begegnungen der Frauenhilfe statt. Dort war viele Jahre auch ein Kindergarten untergebracht. Für Feierlichkeiten außer Haus konnte und kann man bis heute die Räumlichkeiten mieten und Zusammenkünfte und Feiern, die für die Siedler von den Vorstandsmitgliedern organisiert werden, finden hier mehrmals im Jahr für Mitglieder und auch oftmals für deren Gäste statt. Auf dem Freigelände hinter dem Gemeindehaus findet alljährlich das Sommerfest statt, organisiert wie alle anderen Veranstaltungen von den fleißigen Vorstandsmitgliedern. Nach und nach verschwanden auch die Geschäfts- und Wirtshäuser aus der Siedlung. Es begann das Zeitalter der Discounter, und größere Geschäfte gab es in Hüls und Brassert. Bald wurde auch der Marler Stern gebaut, sodass es sich nicht lohnte, die Geschäfte in der kleinen Siedlung rentabel zu bewirtschaften. Man war ja auch mobil geworden und konnte größere Einkäufe mit dem Auto transportieren. Noch näher wurde das Einkaufen, als die Zechenstraße gebaut wurde, dieses Gewerbegebiet nahe der Siedlung entstand auf dem ehemaligen Zechengelände der 1972 geschlossenen Zeche Brassert. Nach und nach siedelten sich dort die besten Discounter an, Bau- und Holzmarkt, Autowerkstätten, Fachgeschäfte und andere Unternehmer. Das einheitliche Bild der gleichen Siedlungshäuschen mit ihren zwei Kirschbäumen davor, das gibt es nicht mehr. Jedes Haus ist um- und angebaut, manches wurde auch abgerissen und es wurde neu gebaut. Unser kleines Siedlungshaus war schon vergrößert worden, bevor ich 1967 von der Siedlung weggezogen war. Wir waren eine große Familie und deshalb hatte mein Vater schon eine Hälfte angebaut.
Viele Siedler waren bei dem Chemischen Werk beschäftigt. In den Häusern fanden immer wieder Generationswechsel statt. Wenn Kinder das Haus nicht übernehmen konnten oder wollten, wurden die Häuser an neue Eigentümer veräußert oder wie in unserem Fall, wir hatten ein Eckgrundstück, und konnten deshalb wie einige andere Eckgrundstückbewohner ein neues Haus bauen und eins noch an das alte Siedlungshaus anbauen. Was aber immer bestehen blieb war die Siedlergemeinschaft Drewer-Mark. Jedes Haus hat seinen eigenen Charakter, schön, eigenwillig und fast ausschließlich ist jedes sehr gepflegt. Die elektrischen Oberleitungen wurden in den Boden verlegt und wir bekamen ca. 2000 eine einheitliche Straßenbeleuchtung. Schon 1998 bin ich nämlich mit meinem Ehemann wieder in die Blumensiedlung zurückgekehrt. Wir hatten vorher in einem der Hügelhäuser gewohnt und fast täglich fuhr ich schon ein paar Jahre lang mit dem Fahrrad zur Blumensiedlung, um meinen Schwestern bei der Pflege unserer Mutter zu helfen. An der Ecke Rosen- und Asternstraße bot es sich an, noch ein Haus an das Siedlungshaus anzubauen. Eigentlich habe ich es nur für meine Mutter getan und sie hat noch Gott sei Dank elf Jahre gelebt. Bis heute sind wir glücklich mit unserer Entscheidung.
Hier seht ihr, was man aus einem Häuschen und Eckgrundstück von 1933 machen kann, was schon 10 Jahre später den Bomben zum Opfer gefallen war, von meinen Eltern wiederaufgebaut wurde, angebaut wurde und jetzt noch einmal an- und umgebaut wurde. Mein Bruder hatte schon 1993, nachdem das 850 qm große Grundstück geteilt worden war, ein Haus auf der anderen Hälfte des Grundstücks, also auf der Asternstrasse gebaut. Das vordere Haus an der Rosenstraße wird von Karl-Heinz und Brigitte Krupka bewohnt, das dahinter von Ilse und Jürgen Seck. Heute hat man kaum noch Nutzgärten, oftmals Terrassen, Grünanlagen und Stellplätze. Unser großer Garten hatte vorher viel Arbeit gemacht, obwohl er nicht mehr genutzt wurde um Gemüse, Kartoffeln und Obstbäume anzupflanzen und abzuernten. Heutzutage sind die Frauen, die früher sich um Kinder, Küche, Garten und die alten Leute aus der Familie kümmern mussten, fast alle berufstätig, haben keine Zeit, einen Nutzgarten zu bewirtschaften, und es gibt aus aller Welt ein reiches Angebot von allen Lebensmitteln überall zu kaufen. Es sei denn, man hat wie meine Schwester Brigitte Krupka, die mit meinem Schwager Karl-Heinz im renovierten Altbau wohnen, einen Schrebergarten in unserer Siedlung. Ich jedenfalls profitiere von diesem leckeren Biogemüse und dem nicht chemisch gespritzten Obst. Es gibt 34 Schrebergärten und ein Vereinshaus in dieser Siedlung. Also haben wir trotz der vielen An- und Umbauten, die es in der ganzen Siedlung gibt, noch eine grüne Lunge, auch durch das Wäldchen, das hinter der Begonienstrasse liegt, und gleich daneben ist der große Hauptfriedhof mit sehr vielen Wiesen, bepflanzten Gräbern und Bäumen. Es ist in der Blumensiedlung ruhig und man hört viel Vogelgezwitscher. Hier, wie kaum noch anderswo, gibt es aktive Mitglieder, besonders die aus dem Vorstand, die im Laufe eines jeden Jahres viele festliche Zusammenkünfte zum Wohle der Siedler veranstalten. Die Mitglieder, Ehepaare/Alleinstehende, zahlen Quartalsbeiträge in Höhe von 5 Euro, Witwen zahlen 3 Euro. Für diesen geringen Quartalsbeitrag können sie zum Beispiel kostenlos zum Kaffeetrinken und Kuchenessen bei der Jahreshauptversammlung teilnehmen. Diese findet fast immer im Februar eines neuen Jahres statt. Beim Besentag kann jeder freiwillig helfen. Gefegt und aufgeräumt wird rund um das Haus Blumensiedlung, das ist das ehemalige Gemeindehaus der ev. Kirche, gefegt wird auch an den alten Pumpenplätzen und auf dem Spielplatz an der Nelkenstrasse. Um 12 Uhr sind dann die beteiligten Helfer zum Grillen am Freigelände des Hauses eingeladen. An einem Sonntag, Ende April, oder manchmal am 1. Mai, gibt es nach einer durchgeplanten Radtour ein Frühlingskaffeetrinken auch für Nichtradfahrer im Saal des Hauses Blumensiedlung. Nach einem schriftlichen Rätselraten bekommt jede Teilnehmerfamilie ein Sommerblümchen geschenkt. Eine Anmeldung zu dieser Doppelveranstaltung wird bei der Hauskassierung entgegengenommen. Abends werden sogar noch Grillwürstchen serviert. Das Kinder- und Sommerfest, an dem auch Erwachsene teilnehmen und Gäste willkommen sind, findet auf dem Freigelände des Hauses Blumensiedlung statt. Das dazu gehörige Kaffeetrinken und viele leckere selbstgebackene Kuchen kann man für kleines Geld im Saal genießen. Alle zwei Jahre wird nach einem Vogelschießen ein neues Kinderkönigspaar gekürt. Dieses fährt mit einer blumengeschmückten Kutsche und einem Spielmannszug, der dahinter marschiert, dann begleitet von vielen Siedlern durch viele Straßen der Siedlung. Dann beginnt ein beliebtes, buntes Fest, das nicht nur die Kinderherzen erfreut, sondern auch die etwas älteren Leute wieder zusammenbringt. Ein Herbst- bzw. Jubiläumsfest findet immer in einem größeren Saal in der Nähe der Blumensiedlung statt. Siedler und Gäste werden nach Anmeldung und Kauf einer sehr günstigen Eintrittskarte mit einem bunten Programm und einem guten Buffet verwöhnt. Die Musik spielt eine Band oder ein DJ, und lustige Sketsche werden von den Vorstandsmitgliedern geboten. Bevor die Feier mit dem großen Essen beginnt, werden die Jubilare geehrt. Zum ersten Mal werden Jubilare geehrt, wenn sie 25 Jahre Mitglieder sind, danach zur 40., 50., 60. Mitgliedschaft geehrt und von da ab werden sie jährlich geehrt und wie alle anderen Jubilare zu dem Fest eingeladen. Die längste Mitgliedschaft hat Else Rottke, sie ist schon 70 Jahre dabei. Manchmal frage ich mich, wie die Vorstandsmitglieder das Jahresprogramm überhaupt schaffen zu absolvieren. Es steckt in allen Vorbereitungen und in der Ausführung viel Liebe und Arbeit drin. Der beliebte Nikolaus oder einige Nikoläuse mit Engelchen und Knecht Ruprecht gehen immer am 6.12. von Haus zu Haus und bescheren die Kinder derjenigen, die sich vorher angemeldet haben. Schon unsere Nichten, Neffen, Kinder und Enkelkinder haben sich immer auf dieses Ereignis gefreut. Wir alle aus der Familie haben den Nikolaus immer mit dem Lied „Nikolaus komm in unser Haus“ begrüßt. Bis es soweit war, hatten wir freudig erwartende Kinder, alles festlich geschmückt mit Kerzen und Deko. Der Nikolaus las und stellte Fragen aus seinem goldenen Buch und die Kinder antworteten manchmal mutig oder auch mal ein bisschen ängstlich. Mal wurde ein Gedicht aufgesagt oder gesungen. Wenn wir von den Jubilaren gesprochen haben, so wird auch bei Ehejubiläen gratuliert zum 25., 40., 50., 60. Und es gab schon ein Ehepaar, das 65 Jahre verheiratet war. Zu Geburtstagen wird gratuliert ab dem 75., dann 80., 85., 90. und von da ab wird jährlich gratuliert von den Mitgliedern des Vorstandes. Am 14.12.2019 gab es für die Siedler wieder ein neues Event, es war ein Weihnachtssingen, das auf dem Außengelände des Hauses Blumensiedlung stattfand. Für dieses „Rudelsingen“ bat ich meine Chorschwestern und unseren Chorleiter des Chores „Frau hat Töne“, aufzutreten. Wir sangen unsere eingeübten Lieder mit sehr vielen Gästen in Weihnachtsmarkt ähnlicher Atmosphäre. Es gab Glühwein, Kinderpunsch, Stockbrot, Crepes, Waffeln, Grillwurst und kalte Getränke. Es war uns eine Freude, dass wir Chormitglieder als Highlight der Veranstaltung gepriesen wurden und wir spürten, dass die vielen Erwachsenen und Kinder vollends glücklich waren. Wir waren nach 30 Jahren wieder in die Siedlung zurückgekehrt und wollten auch schnell wieder Anschluss finden. Was macht man dann? Man geht in den Siedlerverein und möchte an solchen Veranstaltungen teilhaben. Unsere Mutter haben wir zu fast allen Festen im Rollstuhl mitgenommen. Aber auch unsere Enkelkinder waren oft bei uns. Die Ältere von Beiden, unsere Sophie, sagte schon beim ersten Mal, als sie am Sommerschützenfest teilnahm und hinter der Kutsche herlief, dass sie auch eines Tages Königin werden möchte. Königin, habe ich mir sagen lassen, kann man nur werden, wenn auch die Eltern des Kindes Mitglied sind. Also habe ich von da an die Familie als Mitglied aufnehmen lassen, obwohl sie nicht in der Siedlung wohnen und habe gerne die Beiträge gezahlt, um meinem Enkelkind wenigstens die Möglichkeit zu geben, Königin zu werden. Ihr Wunsch und auch meiner waren so fest, dass es, ich glaube nach vier Jahren, soweit war. Königin Sophie saß in der Kutsche und hatte ihren Traum erfüllt. Neben ihr saß König Marvin, der sie auserwählt hatte und ihr gegenüber, ihre kleine Schwester, und noch ein Nachbarskind.
Alte und neue Freundschaften wurden geschlossen. Viele aus meiner Jugendzeit wohnten noch hier. Eigentlich war alles positiv. Das einzige Problem was wir hatten war, dass wir jedes Jahr zwei bis dreimal unseren Keller überflutet hatten, trotz vorschriftsmäßig eingebauter Rückschlagklappen. Nicht nur wir, sondern einige Bewohner der Asternstraße hatten genau das Problem auch, sich aber im Laufe der Jahre an den Zustand gewöhnt. In der Zeitung stand, dass mehrere Siedlungen das gleiche Problem hätten. Die zwei großen Volksparteien luden an verschiedenen Terminen zu Versammlungen ein und hatten diese Problembesprechung auf der Tagesordnung. Also ging ich dahin und brachte mein Problem vor. Es tat sich aber nichts. Es wurde mal mit Kameras in die Schächte geguckt, aber nichts zur Verbesserung der Lage getan. Also schrieb ich einen Brief an die Staatskanzlei nach Düsseldorf. Ich hatte gar nicht viel Hoffnung eine Antwort zu bekommen. Ich bekam aber eine Antwort vom Umweltministerium, dass man sich mit Münster und Marl in Verbindung gesetzt hätte, dass das Problem behoben würde. Und wirklich, nach kurzer Zeit kamen zwei Ingenieure, die sich die Situation vor Ort angeschaut haben. Eine große Aktion startete. 25 m Schacht wurden verbunden mit einer neueren Leitung, und was vorher keiner glauben wollte, das Problem wurde damit gelöst. Zu der Zeit geschah es auch, dass wir noch ein anderes, sogar lebensbedrohliches Hochwasserproblem an der Sickingmühler Straße hatten, an der Kreuzung Dümmer Weg. Bei einem Gewitter steckten wir innerhalb von Sekunden mit unserem Auto bis fast zum Kopf im Wasser und schon der Fahrer vor uns saß im Wasser fest und es stieg höher. Bei uns ging noch der Rückwärtsgang und wir konnten auf dem Hof der Familie Hallbauer in etwas weniger tiefem Wasser stehen, bis die Feuerwehr uns befreite. Wieder schrieb ich einen drei Seiten langen Brief, dieses Mal an den für solche Fälle zuständigen Mitarbeiter unserer Stadt. Ich berichtete von unserer Todesangst, dieses Mal hatte ich die Feuerwehr als Zeugen. Auch das Problem wurde kurzfristig behoben. Man muss auch selbst mal Initiative ergreifen, um zu seinem Ziel zu kommen. Im Laufe der Jahre haben sich viele Häuser schöner, größer und verschiedenartig zum Vorteil verändert. Nur die besonders holprigen Strassen die zwar das Tempo automatisch drosseln, die machen noch ein bisschen Sorgen. Aber vielleicht helfen da Maßnahmen wegen der Kanalisation im Allgemeinen, sie ist ja schon 60 Jahre alt. Oder es helfen da sogar neue Gesetze, die die Kosten für die Eigentümer reduzieren oder wegfallen lassen. Da müssen wir alle weiterkämpfen. Wir haben alle Glück, in dieser schönen Siedlung zu wohnen und können für alles liebevoll Erwähnte sehr dankbar sein. Bald haben wir, Ilse und Jürgen Seck, schon unser 25-jähriges Mitgliedsjubiläum. I.S. 01/2020 |
1938 – 1944
1932 – 1937
Entstehung der Blumensiedlung (Autorin: Gisela Bude)
Von einer unserer Siedlerinnen erhielten wir folgenden lesenswerten Beitrag über die Entstehung unserer Siedlung…
Marl war ein Heidedorf und befand sich in einer fast menschenleeren Gegend. Es gab mehr Ziegen als Einwohner. Nur wenige Kotten und Höfe waren vorhanden.
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Als dann die Zeche Brassert 1910 in Betrieb genommen wurde, stellte man im Laufe der Jahre nach ständig steigenden Förderzahlen fest, das gar nicht genügend Arbeitskräfte vorhanden waren. So wurden besonders in den rein agrarischen preußischen Ostgebieten sowie in außerpreußischen deutschen Staaten und auch im Ausland, in Österreich, in Holland und insbesondere in den polnisch sprachigen Gebieten Arbeitskräfte angeworben. Die Anwerber in den Ostprovincen lockten die Landarbeiter und Tagelöhner mit paradiesischen Angeboten und eröffneten ihnen Lebenschancen im Bergbau. Die Zeche schickte Briefe an Gastwirte der ostpreußischen Dörfer mit der Bitte, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Arbeiter unter 26 Jahren, möglichst unverheiratet, hierher ziehen. Anwerber verteilten kostenlos Bier, Schnaps und Zigarren. Jeder Angeworbene erhielt 1 Mark Angeld und wenn der Vertrag abgeschlossen war, wurde ein gemeinsames Tanzvergnügen von dem Unternehmer veranstaltet. Die Werber sammelten Auswanderungswillige und schickten sie in Sonderzügen ins Revier. Sie hielten sich dabei mehr an die beständigeren, verheirateten Arbeiter. Verteilerstelle für die Zuwanderer aus Ostpreußen war Gelsenkirchen mit seinem zentral gelegenen Bahnhof im Emscherland. Vor dem Bahnhofsgebäude wurden die Auswanderer, die „Waschbären“, wie sie von halbwüchsigen, jugendlichen mit Spott tituliert wurden, empfangen. Menschen aus einer anscheinend fremden Welt, die ihre wenigen Habseligkeiten meist in einem buntkarierten Sack auf dem Rücken trugen. Wie im ganzen Ruhrgebiet war auch in Marl die Zahl der zugewanderten nichtdeutschsprachigen Arbeiter besonders bedeutsam. Dabei galten die Polen jedoch nicht als Ausländer. Nach den polnischen Teilungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das polnische Territorium zwischen Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt worden. Die aus Pommern, Schlesien, Westpreußen und Posen eingewanderten Polen besaßen die Preußische Staatsbürgerschaft und damit das Recht auf „Freizügigkeit“. Russische Polen waren nur vereinzelt in Marl beschäftigt. Infolge großer Arbeitslosigkeit und Wohnraumknappheit hatte die damalige Regierung unter dem zu dieser Zeit amtierenden Reichskanzler Heinrich Brüning, die Brüningsche Notverordnung in Kraft gesetzt, die Wohnraum für kinderreiche Familien schaffen sollte. Es waren vielerlei Widerstände zu überwinden, ehe die vorstädtische Kleinsiedlung Drewer-Mark errichtet und 1932 zu Weihnachten bezogen werden konnte. Es wurde damals viel über die nette Siedlung gesprochen und im Volksmund hatte sie bald den Namen „Pappschachtelkolonie“. Diesen Namen erhielt sie größtenteils von Mietern der Brasserter Kolonie aus Neid. Sicher, die Häuser waren nicht sehr stabil gebaut und hätten sicher keinem Erdbeben standgehalten. Aber es dauerte nicht lange und Bald kamen aus dem Großkreis Recklinghausen, aus Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum und Münster die Interessenten um sich danach zu erkundigen, wie man für den geringen Betrag von 2.500 RM ein Haus für eine kinderreiche Familie, einen Stall und einen Garten herstellen kann. Und bald war die „Pappschachtelkolonie“ eine Mustersiedlung ihrer Art. Da es in der Weltwirtschaftskrise sehr viele Arbeitslose gab und die Baukosten für diese Familien viel zu hoch waren, wurden die Häuser in Eigenleistung gebaut. Drei bezahlte Poliere und die erwerbslosen Siedler, Handwerker (unter ihnen waren alle Berufe vertreten, z.B. Schreiner, Maurer, Elektriker, Klempner, Schlachter usw.) und ungelernte Arbeiter arbeiteten reihum an den Häusern. Jeder machte das, was er gelernt hatte.
Dann wurde die große Zinkbadewanne, die auch zum Wäschewaschen benutzt wurde, in den Flur gestellt. Wasser wurde auf dem Herd im großen Einkochkessel erhitzt. Dadurch dass der Herd kräftig angeheizt werden musste und durch das heiße Wasser, war im Flur saunaartige Luft. Zuerst durfte immer das jüngste Kind in die Wanne, danach die anderen Geschwister. Die Mutter immer als Letzte. Das Wasser wurde immer undurchsichtiger und bekam von der fetthaltigen Seife eine eklige graue Schicht. Was aber niemand störte. Wenn alle fertig waren, musste die Badewanne eimerweise ausgeleert werden, das Wasser wurde einfach auf den Hof geschüttet. Kanalisation bekamen wir erst sehr viel später Die schmutzige Wäsche wurde immer auf dem Hof gewaschen in der großen Zinkbadewanne auf dem Waschbrett. Es war eine schweißtreibende Arbeit. Zum Trocknen wurde sie im Garten aufgehängt. Autor: Gisela Bude
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