Bericht Infoabend – Marler Zeitung 13.11.2022 – © Thomas Brysch

Neue Straßen für die Blumensiedlung Anlieger werden hier nicht zur Kasse gebeten

Präsentationen

Links zu den Präsentationen:

Subjektive Beurteilung des Straßenzustandes

von Nicole Werner / Vertreten durch Hans Gondzik

Verkehrszählung in der Blumensiedlung 2020/2021

von Adrian Klose

Verkehrsberuhigung in der Blumensiedlung

von Mark Lampka

Info-Veranstaltung der Siedlergemeinschaft: Die Straßen werden ab 2025 nicht asphaltiert, sondern gepflastert. „Berliner Kissen“ und Schritttempo sind geplant.
Die Verkehrsbelastung in der Blumensiedlung und der schlechte Zustand der Straßen dort ist nicht dem Durchgangsverkehr geschuldet, sondern ganz überwiegend hausgemacht. Dies war eine für viele Anwesende wohl überraschende Erkenntnis der Informationsveranstaltung der Siedlergemeinschaft Drewer-Mark für die Anwohner, die jetzt im Pfarrheim St. Michael stattfand.

Willi Dauber, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Drewer-Mark (2.v.l.) führt durch den Info-Abend. Mit am Tisch sitzen (v.l.) Bürgermeister Werner Arndt, Schriftführer Christian Dauber, AG-Verkehrszählung-Sprecher Adrian Klose sowie AG-Verkehrsberuhigung-Sprecher Mark Lampka.

Etwa 100 Bürgerinnen und Bürger hatten sich eingefunden, um Antworten auf Fragen nach der Verkehrsbelastung, möglichen Schutzmaßnahmen und vor allem nach dem Fahrplan für die Erneuerung aller Straßen der Siedlung ab 2025 zu bekommen. Es war eine geballte Ladung an Fakten und Vorschlägen, präsentiert sowohl von Vertretern der Stadt als auch von Sprechern der drei Arbeitsgruppen, die die Siedlergemeinschaft 2020 gebildet hatte.

Etwa vier Kilometer lang sind die schmalen Anliegerstraßen der Blumensiedlung, insgesamt 70 Prozent davon sind übersäht mit Schlaglöchern, Flicken und Rissen, also dringend sanierungsbedürftig. Das ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe Straßenzustand, präsentiert von Hans Gondzik.

Die Arbeitsgruppe Verkehrszählung des Siedlervereins hat bei einer automatisierten Zählung an der Begonienstraße 8600 Fahrzeuge pro Woche ermittelt. Eine manuelle Zählung am Eingang sowie am Ausgang der Siedlung ergab jedoch, dass weniger als acht Prozent dem Durchgangsverkehr zugerechnet werden können. Auch die gemessenen Geschwindigkeitsübertretungen in der Tempo-30-Zone sind eher unauffällig. Diese von Anwohner Adrian Klose präsentierten Fakten wurden von Ordnungsamtsleiter Heinz-Peter Mühlenberg bestätigt, dessen Amt eigene Messungen vor Ort durchgeführt hatte.

Streit um Sperrung entschärft

Damit ist der siedlungsinterne Streit um eine Sperrung der Durchgangsstraßen für den Kraftverkehr offenbar ein Stück weit entschärft. Mark Lampka als Sprecher der Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung präsentierte vielmehr einen Plan mit 18 „Berliner Kissen“ und brachte eine verkehrsberuhigte Zone mit Schrittgeschwindigkeit für die Blumensiedlung ins Spiel.

Klar ist, dass zumindest Teile der Kanalisation der Siedlung erneuert werden müssen. Dazu stellte Christoph Duschynski, Technischer Leiter des Zentralen Betriebshofs (ZBH) der Stadt Marl, fest: „Unabhängig vom Zustand der Kanäle wird auf jeden Fall eine komplette Erneuerung aller Straßen erfolgen, und zwar von Grund auf.“ Marls Stadtplaner Ingo Nölker ergänzte: „Die Straßen werden nicht einfach asphaltiert, sondern hochwertig gepflastert.“ Nölker weiter: „Bei Straßenbreiten von teilweise nur fünf Metern sind separate Bürgersteige oder Radwege nicht umsetzbar. Die Straßen können nur verkehrsberuhigt gestaltet werden.“ Das heißt: Schritttempo für Kraftfahrzeuge.

„Heute komme ich mal als Goldesel“

Ein frohe Botschaft für die insgesamt 950 Anwohner der Blumensiedlung kam an diesem Abend von Manuel Helbig: „Eigentlich bin ich ja als Halsabschneider vom ZBH verschrien, sagt der Fachmann für Straßenbaubeiträge: „Heute komme ich mal als Goldesel.“ Tatsächlich legt das Kommunalabgabengesetz fest, das bei Straßenneubau die Anwohner beteiligt werden können. Das kann schnell ein
vierstelliger Betrag pro Immobilie sein. „Das Projekt ist aktuell zu 100 Prozent bezuschusst“, beruhigt Helbig: „Stand jetzt müssen Sie nichts bezahlen.

Bürgermeister Werner Arndt lobte an dem Abend die sachliche Debatte, die zwei Jahre zuvor noch von hitzigen Auseinandersetzungen geprägt war. „Die Arbeitsgruppen haben wirklich großartige Arbeit geleistet, die aktive Beteiligung der Anwohner ist ein hohes Gut.“ Reichlich Geduld müssen die Siedler dennoch haben: die Bauarbeiten sollen erst zwischen 2025 und 2028 stattfinden. Willi Dauber, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Drewer-Mark, bleibt Optimist: „Vielleicht sorgt ja die gute Vorbereitung unser Arbeitsgruppen dafür, dass wir eher anfangen können.“